Die Bedeutung von Allerheiligen und Allerseelen | Was wird da eigentlich gefeiert?
Allerheiligen bedeutet für jeden etwas anderes. Das Ambiente und die Rituale erleben viele auf eine ähnliche Weise. Ihr habt bestimmt auch schon einmal bewusst die schöne, fast festliche Stimmung auf den Friedhöfen zu Allerheiligen und Allerseelen gespürt. Anfang November ist morgens die Luft meist schon ziemlich kühl und der Nebel liegt wie ein grauer Schleier über der Landschaft. Eigentlich nicht sonderlich einladend, um den Gräbern einen Besuch abzustatten. Aber spätestens wenn man die warme Jacke angezogen, ein eigens besorgtes Grabgesteck als Schmuck und eine liebevoll ausgewählte Grabkerze eingepackt hat und sich auf den Weg macht, spürt man die Besonderheit dieses Tages. Man begegnet vielen Menschen und jeder einzelne hat sich etwas überlegt, um ein Grab zu schmücken und damit an einen verstorbenen Menschen zu erinnern.
Allerheiligen bedeutet: Sich einmal im Jahr auf die Wurzeln besinnen
Wir leben in einer Zeit, in der es oft keinen Platz für die Vergangenheit gibt. Am Allerheiligentag drücken wir sozusagen die Stopptaste. Gemeinsam besuchen wir als Familie das Grab, treffen uns dort vielleicht mit anderen Verwandten oder Freunden und holen die Erinnerungen an besondere Verstorbene in unser Heute.
Ganz besonders schön ist die Stimmung immer am Abend, wenn alle Gräber von den Kerzen hell erleuchtet sind. Das Flackern der vielen roten und weißen Kerzenlichter in der Dunkelheit macht eine besondere Stimmung und ist ein schönes Zeichen dafür, dass selbst der Tod die Verbindungen zwischen zwei Menschen nicht kappen kann.
Was aber wird an diesen Tagen gefeiert und worin liegt eigentlich genau der Unterschied zwischen Allerheiligen und Allerseelen? Beides sind katholische Festtage, soviel zur Gemeinsamkeit.
Wie der Allerheiligen Gedenktag entstanden ist
Früher wurde Heiligen (also Menschen, die besonders vorbildlich im christlichen Glauben gelebt haben) und Märtyrern (Menschen, die in Kauf genommen haben, für ihren Glauben zu sterben) ein besonderer Tag im Jahr gewidmet. Das sind die sogenannten Namenstage, die man in den Kalendern eingetragen findet. Martin von Tours hat zum Beispiel am 11. November seinen Gedenktag und somit haben alle Martins an diesem Tag ihren Namenstag. Mit der Zeit wurden die Tage eines Jahres für die vielen Heiligen zu knapp, denn 365 (bzw. 730 bei Doppelbelegung) Heilige kommen über die Zeit schon mal zusammen. Aus diesem Grund hat Papst Gregor III im Jahr 835 beschlossen, den 1. November als gemeinsamen Gedenktag für alle Heiligen festzulegen: Allerheiligen bedeutet also, Namenstag für alle Heiligen zu feiern.
Und was genau ist nun ein „Heiliger“?
Für die katholische Kirche gibt es da eine genaue Definition und ein umfangreiches Verfahren, denn heiliggesprochen zu werden ist eine große Ehre und soll schon etwas Besonderes bleiben. Es muss nachgewiesen werden, dass im Zusammenhang mit dem zukünftigen Heiligen ein Wunder geschehen ist. Bei Märtyrern, die wegen ihres Glaubens ermordet wurden, wird auf den Nachweis eines Wunders verzichtet.
Kann man als Normalsterblicher auch heilig werden?
Auf die Liste der Heiligen werden wir es wahrscheinlich nicht schaffen, aber auch wir können in unserem Alltag ein bisschen heilig sein. „Heilig“ ist man per Definition nämlich, wenn man sich von den anderen unterscheidet. Es ist also sozusagen eine Einladung anders zu sein, etwas Besonderes zu sein. Es ist der Auftrag sich anzustrengen und als Vorbild zu leben. So gesehen ist „Heiligsein“ etwas, das man auch gut finden kann, wenn man mit der Kirche nicht so viel am Hut hat.
Allerseelen - der Gedenktag für Verstorbene
Seit dem 10. Jahrhundert gibt es nicht nur den Tag für die Heiligen, sondern auch einen Tag für alle anderen Verstorbenen. Zumeist betrauert man im Laufe des Lebens ja nicht nur den Tod eines einzigen Menschen. Daher gibt es für jeden von uns über das Jahr verteilt eigentlich mehrere Gedenktage. Um aller Toten gemeinsam gedenken zu können und Raum für Trauer zu haben, wurde auf Initiative der Benediktiner-Abtei in Cluny am 2. November ein Gedenktag für alle verstorbenen Seelen festgelegt: Allerseelen.
Gut zu wissen: Protestanten feiern ihren Gedenktag für die Verstorbenen am letzten Sonntag vor dem Adventbeginn - am Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag.
Von Allerheiligen Kerzen über Seelenwecken - Brauchtum zu Allerheiligen
An den beiden Feiertagen haben sich rund um den Friedhofsbesuch auch einige Bräuche entwickelt:
- Allerheiligen Kerzen – das Lebenslicht: Auf den Gräbern werden sogenannte Seelenlichter aufgestellt. In der Antike ging man davon aus, dass bei der Geburt ein Licht aufleuchtet, das dann mit dem Tod wieder erlischt. Um an das vergangene Leben zu erinnern, stellen Menschen zu Allerheiligen und Allerseelen Grablichter für ihre lieben Verstorbenen auf die Gräber.
Früher brannten diese Grabkerzen übrigens immer in transparenten Gläsern. Erst mit der Entwicklung des einfärbbaren Kunststoffs Mitte des letzten Jahrhunderts wurden rote Grabkerzen entwickelt. Diese roten Grablichter sind dem Ewigen Licht in Kirchen nachempfunden, das traditionell in einer Lampe mit rotem Schirm brennt.
Heutzutage gibt es Grabkerzen in verschiedensten Farben und Formen, mit Bildern und berührenden Sprüchen. Eine große Auswahl an Grablichten findest du in unserem Onlineshop. - Gräbersegnung: Am Allerseelentag findet in vielen Gemeinden am Friedhof eine Gräbersegnung statt. Die Familienmitglieder versammeln sich bei den Gräbern ihrer Angehörigen, entzünden Grabkerzen und beten gemeinsam. Der Name, das Geburts- bzw. Sterbejahr wird verlesen und der Pfarrer segnet jedes einzelne Grab mit Weihwasser. Dieses Ritual soll uns verdeutlichen, dass von jedem Verstorbenen ein Segen für uns Lebende ausgeht.
- Allerheiligenstriezel bzw. Seelenwecken: Das ist ein in Zopfform geflochtenes Hefegebäck, welches Kinder von ihren Paten erhalten. Die Zopfform wurde dabei nicht nur aus optischen Gründen gewählt, sondern hat eine tiefere Bedeutung: Seit jeher nimmt man an, dass die Haare der Sitz der Seele sind. Schneidet man jemanden die Haare ab, so ist das ein Zeichen der Demütigung. Früher geschah das bei Sklaven oder Gefangenen. Es kann aber auch ein freiwilliges Zeichen der Unterwerfung sein, wie bei Mönchen, die sich eine Tonsur rasieren lassen. Mit diesem Haaropfer symbolisieren sie, dass sie sich in die Obhut eines Höheren begeben. Und genau diese Obhut wünscht man seinem Patenkind, wenn man ihm als Pate oder Patin einen Allerheiligenzopf übergibt.
- Grabschmuck: Gerade zu Allerheiligen übertreffen sich die Floristen in der Gestaltung von Grabgestecken und Grabkränzen. Spezielle Blumen werden verwendet, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern auch eine tiefere Bedeutung haben können. (Wenn du mehr zum Thema „Blumen in der Trauer“ wissen möchtest, kannst du hier nachlesen.) Zumeist ist dieser Grabschmuck auch so gemacht, dass er lange haltbar ist. Man kann daher schon einige Tage vor Allerheiligen Ausschau nach einem ganz besonderen Allerheiligengesteck halten.
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